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An.Sa. im Jo.Si.To.

Es war wieder höchste Zeit los zuziehen und um unser Erspartes etwas zu schonen, dachten wir, es sei keine schlechte Idee (und auch mal wieder an der Zeit ;-)…) zu „arbeiten“. Um es mit der Arbeit aber nicht direkt zu übertreiben, haben wir beides kombiniert und uns für die nächsten zwei Monate im JoSiTo Klettercamp in Geyikbayiri in der Nähe von Antalya einquartiert. Der Name des Camps Jo.Si.To setzt sich aus den Vornamen der Gründer und Besitzer (Jost, Siri und Tobias) zusammen.

 

In Mitten eines des attraktivsten und für Europäer zurzeit wohl auch populärsten (Winter-) Klettergebiet arbeiten wir jeden zweiten Tag in der Küche bzw. im Service und genießen an unseren freien Tagen und / oder unseren Mittagspausen die Kletterei an den nahegelegenen Felsen. Wer also Lust auf tolle Kletterei, Wetterbeständigkeit und vor allen Dingen außergewöhnlich nettem Personal hat …


 

 

Unser neuer Arbeitsplatz:



An unseren Arbeitstagen bereiten wir in der Küche die Frühstücke, Kaffees, Salate, Crepes und Baguettes vor. Für das täglich wechselnde, köstliche türkische Abendessen ist aber zum Glück ein Koch zuständig, der von allen nur ehrfürchtig „Usta“ genannt wird - was übersetzt so viel wie „Meister“ heißt.

 

Unser Usta gleicht mit seinem Achselshirt, seinem nach unten gezogenem Schnörres und seinem „big turkish muscel“ (= großem türkischen Muskel =  schmeichelhafte Eigenbezeichnung für eine dicke Plautze) ein bisschen einem Mafiosi und glaubt man all den Geschichten um seine Person war er in seiner Vergangenheit (u.a.) Boxer und verfügt über ein mehrere Lagerfeuer-Abende füllendes Spektrum an hörenswerten Geschichten aus seiner Jugend.



Ein weiteres Unikum ist unser „Pizza-Usta“. Joshua - ein gebürtiger Syrer, der beim Arbeiten passend zu seinen Dreadlocks oft ein Bob Marley T-Shirt trägt - zaubert (ohne Übertreibung!) die besten Pizzen, die wir jemals gegessen haben! Da können selbst die noch vor wenigen Wochen in Italien verkosteten Exemplare nicht mithalten und da wir ja zu jeder Zeit freien Küchenzugang genießen, befinden wir uns somit gerade im 7. Obst, Gemüse und Pizza-Himmel.

 

Spätestens seitdem das JoSiTo-Camp 2002 eröffnet hat und jedes Jahr viele Kletterer aus den verschiedensten Ländern der Welt hier her kommen, geht die Erschließung der Kletterfelsen durch die Betreiber des Camps, sowie einheimischer Kletterer unaufhaltsam voran, sodass mittlerweile über 850 Routen in ca. 40 Sektoren existieren, die allesamt in 2 bis 30 Minuten Fußweg erreichbar sind.


 

 

Kletter-Felsen soweit das Auge reicht ...

 


Die Felsqualität, sowie die Bohrhakenpolitik sind sehr gut und die Art der Kletterei extrem vielfältig. Von delikater Wandkletterei bis zu überhängenden Wänden, Tufas, Taschen, Löcher, Leisten  und von Maximal- bis Ausdauerkraft ist alles dabei und nicht selten findet man viele der Techniken in nur einer einzigen Route.

 

Das Camp ist direkt am Fuße mehrerer Sektoren gelegen und bietet neben einem Wohlfühl-Zuhause für Kletterer auch eine Oase der Ruhe und ist ein kleines Idyll für Jedermann, der es liebt in der Natur zu sein. Die kleinen und größeren Bungalows, die Zelte und Campingvans befinden sich in mitten von Granatäpfel-, Limetten-, Kaki- und Feigenbäumen, die nur darauf warten reif zu werden.

 

Braucht man dann mal Erholung vom Klettern, leiht man sich einfach ein Auto, nimmt den lokalen Bus oder trampt und erkundet die Gegend oder die Strände rund um Antalya. Die Strukturen sind noch so dörflich hier, dass jeder einen per Anhalter mitnimmt und einen neugierig ausquetscht, wo man denn wohl herkommt und einem die nötigsten Worte auf Türkisch beibringen möchte. Interessanterweise sprechen hier viele Türken deutsch, da sie oder ein Verwandter eine Zeit in Deutschland gewohnt hat oder immer noch lebt.

 

Unser erster Ausflug aus der Camp Oase war der Besuch des örtlichen Marktes hier, der so viele leckere Köstlichkeiten bietet, dass wir uns sehr geärgert hatten, bereits gefrühstückt zu haben … allerlei Eingelegtes, Oliven, Gewürze, eimerweise Nüsse, Trocken- und frisches Obst, Gemüse und Teigwaren werden dort verkauft oder man macht es wie die Einheimischen und setzt sich in einen der zahlreichen Pavillons ausgelegt mit Matratzen und Kissen und bestellt sich den ganzen Tag Köstlichkeiten frisch aus der Backstube und trinkt literweise türkischen Tee und Mokka.




Den Rucksack voller Köstlichkeiten machten wir uns wieder auf den Weg zurück, wurden dabei von einem Lastwagenfahrer mitgenommen und haben uns auf der Ladefläche sitzend den Wind durch die Haare blasen lassen ...