In keinem anderen Land haben wir so sehr das Gefühl gehabt, ausgeliefert zu sein wie in China. Innerhalb von Yangshuo wird etwas Englisch gesprochen, was den Sprung ins kalte Wasser etwas reduzierte. Aber in nahezu allen anderen Gegenden waren wir sprachlich vollkommen hilflos.
Die Verständigung in den kleinen Dörfern, aber auch in den Provinzhauptstätten zwang uns zu sehr viel Phantasie und machte das Wörterbuch zu unserem stetigen Begleiter. Als sehr hilfreich erwiesen sich in den grösseren Städten auch diverse Übersetzer-Apps auf den Handys der Chinesen, wovon dort jeder mindestens eins hat ;-) Selbstgemalte Bilder, in den Garküchen auf Dinge zeigen, Hände und Füsse und viel Lachen waren von Nöten, wenn die Menschen nicht lesen konnten und so auch unser Wörterbuch nutzlos wurde.
Aber durch die grosse Hilfsbereitschaft der Einheimischen, die sich oft einfach noch die Nachbarn oder die Köchin der anderen Garküche zur Hilfe holten und das gegenseitige Interesse kamen wir doch immer ans Ziel. Die Freundlichkeit der Menschen, die gegenseitige Neugier am anderen, die einzigartige, größtenteils noch unberührte Natur, die wirklich hunderte Kilometer abseits der Touristengebiete liegt, die sprachlichen Barrieren, die unüberschaubare Größe des Landes und die vielen verschiedenen Kulturen machten unseren Aufenthalt zu einem grossen Abenteuer, dass wir jedem mit etwas Mut für das Unbekannte, einem Hauch gesunder Naivität und Neugier nur empfehlen können.
China zeigte sich uns als ein Land mit unbeschreiblicher Geschichte und sehr viel Tradition, in dem es fast mühelos möglich ist in das ungeschminkte, „echte“ einzutauchen, oder aber – so man denn möchte - die hochmodernen Städte zu erleben, in denen es einem als Tourist „an nichts fehlt“. Für jeden Kletterer sollte China ohnehin eine Reise Wert sein. Abgesehen vom riesigen Kletterareal in Yangshuo und dem traumhaften Getu kann man, wenn man lange Bus- und Bahnfahrten nicht scheut, an vielen Orten in China klettern.
Nachdem die Beantragung eines Visas für China in der Regel jedem, durch einen Berg an unnützen bürokratischen Geschisse, die Zornesröte ins Gesicht treibt und man diverse Dinge erfüllen und vorlegen muss, damit man nur an eine Ausstellung denken mag, nimmt man kontrovers wahr, dass einem das Visa in Hong Kong „hinter her geworfen“ wird und die chinesische Touristenbranche einiges tut, um Westler für das eigene Land zu begeistern und ihren Aufenthalt zu verlängern. So erhielten beispielsweise Kletterer, die aus Yangshuo nach Leye zu einem nationalen Bouldercup fuhren und dort an den Felsen kletterten umgerechnet 100€, nur weil sie gekommen sind und das chinesische Fernsehen dadurch über die vielen internationalen Teilnehmer berichten konnte … Und nach den vermeintlich gebuchten Rückflügen, die man ja „buchen“ musste um überhaupt ins Land gelassen zu werden, fragt bei der Visa-Verlängerung auch niemand mehr ... ;-)
Auch - oder vielleicht gerade landschaftlich gehört China sicherlich mit zu den interessantesten Ländern Asiens. Wurden wir schon im gesamten Gebiet rundum Yangshuo durch ein sensationelles Panorama auf die Karstlandschaft verwöhnt, so wurde dieser Anblick in Getu noch durch Einsamkeit und Ruhe verschönert. Auf unserer ca. 26 stündigen Zugfahrt nach Gualiangcun mussten wir dann feststellen, dass sich an dem Landschaftsbild von Weite, Reisterassen und Karstbergen in den ersten 12 Std. unserer Fahrt nichts änderte. Erst als wir am nächsten Morgen aus dem Fenster schauten waren die Karstberge verschwunden und durch Weizenfelder und Industrielandschaft ersetzt worden. Bedenkt man die unglaubliche geographische Ausdehnung, wird „leider“ deutlich wie klein der Teil des Ganzen ist, den wir auf unserer Reise betrachtet haben.
Und das alles liegt jetzt auch leider schon seit ca. 2 Wochen hinter uns - und der Alltag in Köln hat uns wieder fest im Griff. Na ja, so richtig fest nun auch wieder nicht
Wir wehren uns nämlich "mit Händen und Füßen" und schmieden fleißig neue Pläne!
… TO BE CONTINUED!