00-Yangshuo:
Mit der Lizenz zum schocken.
The Shock:
In den letzten Wochen hatten wir viel Zeit unseren Basissitz Yangshuo genauer zu erkunden. Wie schon im letzten Blogeintrag geschrieben, erleben wir hier viele Gegensätze. Im Stadtkern das supermoderne China, mit top gestylten jungen Frauen, vielen Boutiquen, netten Cafes und Restaurants, die ausnahmslos auf die Touristenwünsche der Chinesen und Ausländer abgestimmt sind.
Sobald man in die Seitenstrassen eintaucht oder gar in ländliche Gegenden fährt, merkt man jedoch, dass China im Grunde in vielen Zügen einem Entwicklungsland gleicht. Anstatt mit einem Tracktor das Feld umzupflügen, laufen die Bauern barfuss durch knietiefen Schlamm, vor ihnen ein Wasserbüffel, der den Pflug zieht …
Auch scheinbar banalere Dinge wie Geschmäcker können radikal abweichen. Stoppt gerade mal mit dem Lesen und seht euch - egal wo ihr gerade seid – um. Stellt euch nun alles um euch herum in „Hello Kitty“ Design vor. Und NEIN, wir übertreiben nicht ;). Hier kann man wirklich alles kaufen, was das Kitsch Herz höher schlagen lässt… Unser Favorit sind aber ganz klar die Hüte und Kappen in Pandaoptik mit grossen aufgenähten Ohren an den Seiten, die hier so ziemlich jedes zweite junge Mädel trägt. Und das nicht, weil Karneval ist, sondern weil sie es offensichtlich wirklich süüüüüüüss finden. ;-)
Die Geschmäcker in Punkto Essen weichen ebenfalls stark von den uns gewohnten ab und die dazu gehörigen Klischees befinden sich zudem gut sortiert in den gedanklichen Schubladen zum Thema „Essen in China“. Laos hatte uns schon gezeigt, dass in Asien ein ganz anderes Verhältnis zu Fleisch besteht als bei uns. Man isst zwar deutlich mehr Fleisch, dafür wird aber alles verarbeitet, was das Tier zu bieten hat. Knorpel, Sehnen und Innereien, findet man genauso in seiner Suppe oder einem traditionellen Laab wie ganze Stücke Fleisch. In China gelten beispielsweise die Hühnerfüsse als besondere Delikatesse und soweit wir das beobachten konnten werden diese (ohne die Nägel) ganz verspeisst - hm lecker.
Scheinbar herrscht sogar ein reger Im- und Exporthandel mit Deutschland. Wir verschicken die Füsse der Hühner nach China und bekommen im Austausch von den Chinesen die Schenkel und Brustfilets. Der Umgang mit den Tieren und das teils öffentliche Wiegen und anschließende Schlachten von Hühner und Gänsen wirkt zunächst sehr schockierend und respektlos, aber nur weil bei uns alles bereits abgepackt, und nicht mehr als Tier erkenntlich in den Handeln kommt werden Tiere bei uns ja nicht besser behandelt. Wahrscheinlich ist eher das Gegenteil der Fall.
Wir dachten wir seien diesbezüglich schon einiges durch unsere Erlebnisse der letzten Wochen gewohnt, doch die Liebe der Asiaten in Bezug auf exotisches Fleisch (viele vom aussterben bedrohte Tiere finden sich hier auf dem Teller wieder) ging in China noch einen Schritt weiter.
Neben Kröten und Schlangen, hingen hier - „Klischeegerecht“ - auch tote Hunde und Katzen an den Haken. Das zu sehen, ist eine Erfahrung - die noch lebenden Hunde und Katzen eng aneinander gekuschelt im Käfig daneben, die einen mit großen Augen ansehen - eine andere. Uns hat das Erlebnis sehr erschüttert - aber man muss wohl ganz ehrlich sagen: ein Huhn, eine Ente, ein Hase, eine Kuh oder ein Schwein haben genauso viel Angst.
The Rock:
Tja, leider hat es die letzten Tage viel geregnet.
Wir konnten zwar trotzdem klettern gehen, aber die oberposigen Kletterfotos sind noch nicht fertig und wir müssen diesen Teil in ein paar Tagen nachreichen!
The Walk:
Die Landschaft rund um Yangshuo ist so berühmt, dass sie es sogar auf die Rückseite der 20 Yuan-Note geschaft hat. Zwischen Xingping und Yangdi liegt der Abschnitt des Li Jiang Flusses, der dort abgebildet ist und der viele (wohlgemerkt überwiegend chinesische) Touristen anlockt, um die Gegend entweder während einer ca. 5 stündigen Wanderung, oder bequem vom Bambusfloß aus zu erkunden. Kulturell pflichtbewusst wie wir nun mal sind, wollten wir uns diese Aussicht nicht entgehen lassen, suchten in der Wettervorhersage einen der momentan wenigen Tage, der ein wenig Sonne versprach aus und machten uns mit dem Bus auf den Weg nach Xingping.
Selbstverständlich wollten wir den Weg zu Fuß zurücklegen und suchten vom Dorf aus - beständig alle Bamboo-Raft-Angebote ausschlagend - den Einstieg zum „Hikingtrail“.
Xingping
Der erste Teil des Weges verlief auf einer Schotterstraße und mündete schließlich in einen teilweise „gepflasterten“ Trampelpfad, der uns mehr oder weniger direkt am Fluß stromaufwärts führte und es war tatsächlich faszinierend durch diese größtenteils sehr malerische Landschaft zu wandern.
Den freien Blick entlang einer Flußbiegung, auf der gerade ein einsamer Fischer seiner Betätigung nachgeht mussten wir allerdings gegen einen oft doch eingeschränkten Blick auf den Fluß eintauschen, auf dem gerade hunderte motorbetriebene Boote Touristen umherschipperten.
Nachdem wir einen Großteil des Weges bereits zurückgelegt hatten, bot uns eine Frau, die uns eigentlich nur auf dem Fluß übersetzten sollte, an, uns mit dem Boot nach Yangdi zu bringen. Ein wenig widerwillig stimmten wir schließlich zu, da wir hofften auf diesem Wege vielleicht doch noch eine freiere Sicht auf das Panorama rund um den Flusslauf ergattern zu können.
Dorf entlang des
Weges nach Yangdi
Bamboo-Rafts dienen
(auch) als Transportboote
Die Zeit ist zwar („leider“) auf dem Li Jiang Fluss nicht stehen geblieben, und ein Großteil des traditionellen Lebens ist der Tourismusbranche gewichen, aber wir hatten dennoch einen entspannten Ruhetag und eine Vorstellung davon bekommen, was für einzigartige Landschaften China - auch heute noch - zu bieten hat.